EN 10357
Abbildung 1: Rohre aus rostfreiem Stahl für die Lebensmittelindustrie, hergestellt nach EN 10357
Die EN 10357 ist eine europäische Norm, die die Abmessungen, Toleranzen und Herstellungsbedingungen für Rohre und Formstücke aus rostfreiem Stahl festlegt, die in der Chemie-, Lebensmittel- und Pharmaindustrie verwendet werden. Die Norm gilt für geschweißte und nahtlose Rohre und Formstücke, die zum Einschweißen in die Rohrsysteme bestimmt sind. Die Norm gewährleistet, dass die Rohre korrosionsbeständig sind und in Umgebungen eingesetzt werden können, in denen Hygiene und Widerstandsfähigkeit gegen verschiedene Substanzen von entscheidender Bedeutung sind. Die wichtigsten Spezifikationen der EN 10357 sind:
- Material Enthält die verschiedenen Arten von Edelstahlrohren, wobei die Stahlsorte von der Anwendung und der Umgebung abhängt.
- Größe und Form: Spezifiziert verschiedene Größen und Formen, einschließlich runder, quadratischer, rechteckiger und ovaler, mit skizzierten Abmessungen und Toleranzen.
- Schweißen: Enthält Spezifikationen für den Schweißprozess, einschließlich der Art der Schweißnaht, der Qualität und der Prüfung.
- Zustand der Oberfläche: Spezifiziert die äußere Oberflächenbeschaffenheit der Rohre ohne Anforderungen an die innere Oberflächenbeschaffenheit.
- Prüfung und Inspektion: Beschreibt Verfahren zur Überprüfung der mechanischen Eigenschaften, der Korrosionsbeständigkeit und der Maßhaltigkeit.
- Kennzeichnung und Verpackung: Enthält Richtlinien für die ordnungsgemäße Kennzeichnung und den Schutz von Röhren während des Transports.
Anmerkung: Die EN 10357 hat die DIN 11850 als Norm für Edelstahlrohre abgelöst. Die Änderung bringt detailliertere Spezifikationen, Schweißnormen und Prüfverfahren mit sich.
Inhaltsübersicht
- Beispiel einer Produktbestellung nach EN 10357
- Material
- Anforderungen an den Herstellungsprozess
- Prüf- und Kontrollunterlagen
- Kennzeichnung
- Verpackung und Transport
- Erforderliche Informationen
- FAQ
Beispiel einer Produktbestellung nach EN 10357
1000 m.Tube EN 10357 — BC - 30 × 1 × 7000 (0/+100) mm - TC1 – EN 10217-7/1.4404 - 3.1.
Es handelt sich um einen Auftrag über 1000 Meter geschweißtes Rohr. Die Spezifikationen für diesen Auftrag sind wie folgt:
- Das Rohr sollte gemäß EN 10357 hergestellt werden.
- Das Rohr sollte nach dem Verfahren BC, einem speziellen Schweißverfahren, hergestellt werden.
- Das Rohr sollte einen Außendurchmesser von 30 mm und eine Dicke von 1 mm haben. Das bedeutet, dass das Rohr ziemlich dünn ist und einen relativ kleinen Durchmesser hat.
- Jedes Rohr kann zwischen 7000 mm und 7100 mm lang sein.
- Das Rohr sollte der Prüfkategorie 1" gemäß EN 10217-7 entsprechen.
- Das Rohr sollte aus korrosions- und hitzebeständigem Edelstahl der Güteklasse 1.4404 gefertigt sein.
- Das Rohr sollte mit einem Abnahmeprüfzeugnis 3.1 nach EN 10204 versehen sein. Dieses Zertifikat bescheinigt, dass das Rohr geprüft wurde und die Anforderungen der Norm EN 10204 erfüllt.
In den folgenden Abschnitten wird jeder der oben genannten Parameter im Detail erläutert.
Material
Nach EN 10357 sollten die für die Herstellung verwendeten Werkstoffe sein:
- Austenitischer rostfreier Stahl: Austenitischer rostfreier Stahl enthält mindestens 16% Chrom und 6% Nickel, was ihm eine ausgezeichnete Korrosionsbeständigkeit verleiht. Außerdem ist es nicht magnetisch und lässt sich gut umformen und schweißen. Es wird häufig für Lebensmittelverarbeitungsgeräte, Küchenutensilien und Rohrleitungen verwendet. Edelstahl 304 und 316 sind die am häufigsten verwendeten austenitischen Edelstahlsorten.
- Austenitisch-ferritischer (Duplex) Edelstahl: Der Duplex-Typ enthält ungefähr gleiche Mengen an Austenit und Ferrit, was ihm ein Gleichgewicht der Eigenschaften verleiht. Er hat eine gute Beständigkeit gegen Spannungsrisskorrosion, eine höhere Festigkeit als austenitische nichtrostende Stähle und eine gute Schweißbarkeit. Duplex-Edelstähle werden in der chemischen Industrie, in Meerwasserentsalzungsanlagen und in Wärmetauschern verwendet.
- Ferritischer rostfreier Stahl: Dieser Typ enthält viel Chrom, aber wenig oder kein Nickel. Er hat eine geringere Korrosionsbeständigkeit als austenitischer Edelstahl, ist aber immer noch besser als gewöhnlicher Stahl. Es ist magnetisch, gut formbar und schweißbar. Ferritischer Edelstahl wird häufig in der Automobilindustrie, für architektonische Verkleidungen und für Industrieanlagen verwendet.
Anforderungen an den Herstellungsprozess
Herstellungsverfahren |
Wärmebehandlung |
Oberflächeneigenschaften und Rauheit |
Symbol |
||
Innere Oberfläche | Innere Schweißraupe | Außenfläche und Schweißbereich | |||
Aus kaltgewalztem Material |
Nicht wärmebehandelt |
Ra < 0,8µm gebeizt und passiviert |
Ra < 1,6µm gebeizt und passiviert |
Gebeizt und passiviert | CC |
Geschliffen, Ra < 1 µm | CD | ||||
Aus kaltgewalztem Material |
Wärmebehandelt |
Ra < 0,8µm gebeizt und passiviert oder blankgeglüht |
Ra < 1,6µm gebeizt und passiviert oder blankgeglüht |
Gebeizt und passiviert oder blank geglüht | BC |
Geschliffen, Ra < 1 µm | BD |
Tabelle 1: Herstellungsverfahren und Oberflächeneigenschaften
Anmerkung: Ra ist der Rauheitswert; er ist der durchschnittliche Abstand zwischen den Spitzen und Tälern auf einer Oberfläche und dient als Maß für die allgemeine Glätte oder Rauheit der Oberfläche.
In Tabelle 1 sind das Herstellungsverfahren und die Oberflächeneigenschaften von Rohren aus nichtrostendem Stahl aufgeführt.
Nach EN 10357 sollten die Rohre wie folgt hergestellt werden:
- Die Rohre sollten aus einer kaltgewalzten Platte, einem Blech oder einem Band hergestellt werden (das Metall wird bei einer Temperatur unterhalb seines Rekristallisationspunkts geformt, was zu einer höheren Festigkeit und einer glatten Oberfläche führt). Sie sollten in Längsrichtung schmelzgeschweißt sein, d. h. die Schweißnaht sollte über die gesamte Länge des Rohrs verlaufen.
- Rohre ohne Blankglühen oder Wärmebehandlung sollten innen und außen gebeizt und passiviert werden. Durch Beizen und Passivieren werden Verunreinigungen und Oxidation von der Metalloberfläche entfernt, wodurch die Korrosionsbeständigkeit erhöht wird.
- Die Schweißnaht sollte so abgestimmt werden, dass sie mit der Rohrwand fluchtet, und dann geglättet werden. Es sollte keine Überlappung zwischen dem Schweißgut und dem Grundwerkstoff geben.
- Der Ra sollte in Längsrichtung gemessen werden.
- Bei Rohren, die nach dem BC- und BD-Verfahren hergestellt wurden, sollte in der Prüfbescheinigung angegeben werden, ob das Rohr blank, geglüht, wärmebehandelt, gebeizt und passiviert wurde.
- Die Enden der Rohre sollten glatt sein und keine Grate aufweisen.
Prüf- und Kontrollunterlagen
Rohre, die nach EN 10357 hergestellt werden, sollten gemäß den folgenden Bestimmungen geprüft werden:
- Die Prüfung sollte für austenitische und austenitisch-ferritische Werkstoffe gemäß EN 10217-7 unter Verwendung der Prüfkategorien TC1 oder TC2 durchgeführt werden. TC1 beinhaltet eine zerstörungsfreie Prüfung, während TC2 eine zerstörende Prüfung der Rohre beinhaltet.
- Ferritmaterialien sollten gemäß EN 10028-7 geprüft werden. Ein Rohr mit einem Außendurchmesser von mehr als 219,1 mm sollte einem Schweißnaht-Querzugversuch unterzogen werden. Die Zugfestigkeit sollte den für das Grundmaterial festgelegten Anforderungen entsprechen.
- Die Prüfungen auf interkristalline Korrosion sollten gemäß der Norm EN 10217-7 für austenitische und austenitisch-ferritische Güten durchgeführt werden. Für ferritische Sorten sollte das Prüfverfahren vereinbart werden.
- Die Rauheit sollte im Inneren des Rohrs, mindestens 5 mm vom Ende entfernt, gemäß der Norm ISO 4288 gemessen werden. Diese Messungen sollten bei mindestens einem Testlauf für jeweils 20 Röhrchen in jeder Produktionscharge durchgeführt und die Ergebnisse dokumentiert werden.
- Die Messungen sollten sowohl an der Schweißraupe als auch am Grundwerkstoff vorgenommen werden, und die Prüfbescheinigung sollte bestätigen, dass diese Messungen den Normen entsprechen.
Nach EN 10357 sollten die Rohre wie folgt hergestellt und geprüft werden:
- Bei Rohren, die nach dem CD- und BD-Verfahren hergestellt werden (Tabelle 1), sollten zusätzliche Messungen der Außenrauheit in einem Abstand von mindestens 100 mm vom Rohrende vorgenommen werden. Die Häufigkeit dieser Messungen sollte derjenigen der internen Messungen entsprechen.
- Die entsprechenden Prüfbescheinigungen sollten gemäß EN 10204 ausgestellt werden.
Kennzeichnung
Jedes Rohr sollte deutlich und dauerhaft mit den folgenden Angaben gekennzeichnet sein:
- Der Name oder die Marke des Herstellers
- EN 10357 TC1 oder TC2 zur Angabe der Prüfkategorie 1 bzw. 2 nach EN 10217-7
- Das Symbol des Herstellungsprozesses (gemäß Tabelle 1)
- Die Qualität des verwendeten Stahls
- Die Abmessungen des Rohrs
- Die Schmelznummer, die die Charge des Stahls identifiziert, aus dem das Rohr hergestellt wurde
- Für TC2-Rohre eine Identifikationsnummer (z. B. eine Bestell- oder Artikelnummer) gemäß EN 10217-7, die das Produkt oder die Liefereinheit mit dem entsprechenden Dokument verbindet
- Das Zeichen des Kontrollbeauftragten
- Falls eine andere Kennzeichnung oder zusätzliche Beschriftung erforderlich ist, sollte dies bei der Bestellung vereinbart werden.
Verpackung und Transport
Die Rohre sollten trocken geliefert werden. Die im CD- oder BD-Verfahren hergestellten und geschliffenen (um die Oberfläche zu glätten) Exemplare sollten mit PE-Hüllen (Polyethylen) geschützt werden, es sei denn, bei der Bestellung wird eine andere Vereinbarung getroffen. Die Einzelheiten der Verpackung und des Transports sollten bei Auftragserteilung vereinbart werden.
Erforderliche Informationen
Der Lieferant sollte zum Zeitpunkt der Bestellung die folgenden Informationen zur Verfügung stellen:
- Die Menge (Gewicht, Länge und Anzahl)
- Der Verweis auf die Norm EN 10357
- Symbol für das Herstellungsverfahren und die Oberflächeneigenschaften
- Außendurchmesser und Wandstärke
- Die Länge einer einzelnen Einheit und ihre Toleranz
- Die Bezeichnung der Stahlsorte nach EN 10217-7, außer für ferritische Sorten
- Die Bezeichnung der Stahlsorte gemäß EN 10028-7 gilt nur für ferritische Sorten.
- Herstellung und Prüfung nach EN 10217-7 TC1/TC2.
FAQ
Was ist die Norm EN 10357 für Rohre aus nichtrostendem Stahl?
Die Norm EN 10357 gilt für nahtlose, geschweißte und längsgeschweißte Rohre aus austenitischem und Duplex-Edelstahl für die Chemie- und Lebensmittelindustrie.